Transnistrien: Sowjetunion 2.0?

Schaut Euch erst einmal dieses Video an, mit dem Ihr einen ersten Eindruck über diesen schmalen Streifen zwischen Moldau und der Ukraine bekommt!

Alles, was ich dazu schreibe, baut auf dem Video auf, das ich an dieser Stelle rezensiere.

Transnistrien ist nach dem moldauischen Bürgerkrieg 1992 entstanden, in dem es sich von der Republik Moldau mit Hilfe der damals dort stationierten Armee der UdSSR unabhängig erklärt hat. Es gab Waffenstillsandsvereinbarungen, die eine russische Friedenstruppe von ca. 1500 Soldaten vorgesehen hat. Diese wurden noch unter dem damaligen prowestlich eingestellten Russischen Präsidenten Jelzin vereinbart.

Der Transnistrien-Konflikt ist somit deutlich älter als der ukrainisch-russische Konflikt, weshalb ich denke, Transnistrien nicht unbedingt mit dem Donbass vergleichen zu können. Damals war auch die Ukraine auf der Seite der Separatisten.

Die Menschen dort wollten schlicht und ergreifend nicht „zwangs-romanisiert“ werden, was die damalige recht national eingestellte moldauische Regierung anstrebte.

Mir fiel ab Minute 12:09 der Autofahrer auf, den Finn zunächst für einen Polizisten gehalten hat, wie er ohne Anlass über sein eigenes Land schimpft. Würde dies tatsächlich in der damaligen UdSSR oder auch DDR geschehen, dann hätte der betroffene Autofahrer nach Veröffentlichung des Videos gewiss Besuch von der Firma: „Horch und Guck“ bzw. vom KGB bekommen und wäre von der Bildfläche verschwunden.

In Transnistrien sagen die Leute durchaus sehr offen ihre Meinung und stimmen letztendlich mit den Füßen ab, in dem sie das Land verlassen. Es gibt eine Gruppe der älteren Bevölkerung, die sich nach den angeblich glorreichen Zeiten der UdSSR sehnen, die aber gar nicht so glorreich waren.

Hinter der mittlerweile immer mehr bröckelnden Fassade der „UdSSR-Nostalgie“ kommt eine andere Welt zum Vorschein 

Lenin - Du kannst mich mal!
Sheriff - über alles!

So gar nicht recht ins pseudo-kommunistische Bild will der allgegenwärtige Sheriff-Konzern passen, dem einige Tankstellen, Supermärkte, Banken, Destillationen und nicht zuletzt auch der Fußballverein: Sheriff Tiraspol gehört, der sozusagen „Bayern München“ der Republik Moldau ist und gar schon Real Madrid im eigenen Stadion besiegt hat!

Mir scheint es, dass das Land weder eine Demokratie noch eine Diktatur ist, sondern eine Oligarchie, bei denen es den Regenten dieses Fleckes letztendlich nur darum geht, dass die Kasse stimmt.

Alles, was es als Tourist zu sehen gibt, und wo Finn uns auch hingeführt hat, ist auf der Hauptstraße: „25. Oktober“ zu sehen. Etwas abseits davon zeigt sich in Tiraspol eine Tristesse der typisch sowjetischen Hochhäuser, wo das „gemeine Volk“ wohnt.

Man verdient dort auf ähnlich niedrigem Niveau wie in Moldau etwa 150-300 Euro im Monat und hat trotz vieler Subventionen dort ein recht hartes Leben. 

Tristesse in Tiraspol abseits der Hauptstraße
allgegenwärtiges Militär: Rekrutierungszentrum der Transnistrischen Armee

Auffällig ist die allgegenwärtige militärische Präsenz von russischen und transnistrischen Kasernen, Büros und Polizei-Stationen, die man besser nicht fotografieren sollte!

Am Fluss Nistru – auch im moldauisch kontrollierten Gebieten! – stehen Posten der Russischen Armee samt Panzer! 

Aber die Soldaten schauen eher gelangweilt als bedrohlich drein! Es handelt sich nach Informationen von Einheimischen um einheimische Soldaten mit einem russischen Pass. 

Seit Jahren gibt es aus Russland keine Nachschubwege zu dieser Armee, und so kann ich mir gut vorstellen, dass vor allem diese Soldaten lieber den Frieden dieser trostlosen, verlassenen Region sichern in einem „eingefrorenen Konflikt“ anstatt im heißen Krieg an der Front in der Ukraine zu kämpfen.

Russland hat immer wieder versucht, durch Provokationen den Militärapparat zum Eingreifen in den Konflikt zu bewegen, aber daran hat hier niemand ein echtes Interesse! 

Drei Tage in Transnistrien: Ein Erlebnisbericht

Achtung mit dem Navi! Google Maps und auch Waze berücksichtigt nicht die Grenzkontrollen und führt durch Straßen mitten durch Transnistrien als würde es keine Kontrollen geben!

Einreise mit Einheimischen!

Ich empfehle eine Reise nach Transnistrien mit der Begleitung von Einheimischen, denn sie kennen sich am Besten aus und können auch die etwas unbekannteren Orte zeigen! 

Als ich letzten Sommer nach Transnistrien fuhr, bin ich alleine an die Grenze und hatte durch dummes Verhalten einiges an Trouble und Zeitaufwand!

Aber dieses Mal ließ ich mich von meinem einheimischen Freund in Moldau abholen und nach wenigen Minuten an der Grenze, bei der ich nur hinten im Bus gewartet habe und kein Zöllner zu Gesicht bekommen hatte, hatte ich in meinem Pass eine Aufenthaltsgenehmigung für 10 Tage, und wir konnten die Grenze passieren!

Um Schwierigkeiten zu vermeiden, habe ich den Posten nicht fotografiert und stattdesssen das Mosaik veröffentlicht, das den Umriss des Landes zeigt

Wie sind Deine Eindrücke von unserem Land?

… wurde ich am Ende des Damenturniers in Bender von dem Veranstalter gefragt. Welches Land? Was meint er damit?

Befinde ich mich in Moldau oder in Transnistrien? Als Antwort bekam ich zu hören: „Es kommt darauf an, wen du fragst.

Mit welcher Nationalität identifizieren sich die Menschen vor Ort? Mein Freund hat vier Pässe, manche sogar fünf:

  1. Transnistrien: Damit kann man aber nichts anfangen!
  2. Republik Moldau
  3. Russland
  4. Rumänien
  5. Ukraine

Also: Wohin man fährt, nimmt man den entsprechenden Pass mit! Die Identifikation mit einer bestimmten Nation ist da eher sekundär, es wird rein pragmatisch entschieden!

Für die Ärmsten der Armen da sein!

… und das sind auch hier die Behinderten, die bei Weitem nicht die Unterstützung erfahren, wie wir es im Westen gewöhnt sind!

Den Rest der Zeit verbrachte ich, diesen Menschen Weihnachtsgeschenke und Kalender vorbeizubringen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz gespendet wurden! Auch werden sie mit gespendeten Rollstühlen und entsprechenden Hygieneartikel und Zubehör unterstützt! 

Der Freund, der diese Arbeit macht, ist selbst zu 90% erblindet, lebt vom gelegentlichen Schrotthandel und nutzt seine Zeit, Geld und Energie, um für diese Menschen da zu sein!

Auf diese Weise lernte ich Transnistrien unter der Hülle der sowjetischen Nostalgie sowie unter dem Radar der Mächtigen kennen und konnte mit dazu beitragen, ein Licht der Hoffnung den Menschen in der Tristesse und Hoffnungslosigkeit weiterzugeben!

Andrei Jigan: Lebenszeugnis eines ehemaligen Straßenkindes

Familie Andrei Jigan mit Fritz Wolf

Im Jahr 2023 lernte ich Andrei Jigan kennen, mit dem ich Weihnachtspäckchen an Kinder sowie Behinderte weitergeben konnte. Wenn ich bei ihm bin, unterstütze ich ihn als Fahrer seines Busses, da er zu über 90% sehbehindert ist und demnach selbst nicht fahren kann.

Dort lernte ich seine Arbeit unter den Ärmsten der Armen fernab jeglichem Glanz der Sowjet-Nostalgie kennen. Er ist verheiratet und Vater zweier Söhne.

Das ist aber nicht selbstverständlich, denn seine Kindheit schaffte definitiv nicht die besten Voraussetzungen für die Gründung einer gesunden Familie!

Andrei Jigan wurde kurz vor dem Bürgerkrieg in Moldau in der Stadt Bender geboren. Seine schwer sehbehinderten Eltern arbeiteten in einer Behindertenwerkstatt, die einige Jahre später geschlossen hat. Ohne Geld und Perspektive begannen Andreis Eltern an zu trinken und schickten den damals achtjährigen Jungen zum Betteln an den Zug- und Busbahnhof von Bender. Da auch Andrei schwer sehbehindert war, trug er eine dicke Brille, die Mitleid erregte. Brachte er nicht genug Geld nach Hause, gab es Schläge. In seinem Elternhaus gab es viel Streit, und die Polizei ging ein und aus. Einmal wurde er ausgeraubt, seine Einnahmen wurden gestohlen, und er wurde zusammengeschlagen. Als er ohne Geld zu Hause angekommen ist, bekam er erneut Schläge. Er musste zeitweise auf der Straße leben und übernachtete in den Kanalschächten zusammen mit Ratten und allem möglichen Getier. Als er zehn Jahre alt war, verließ der Vater die Familie und seine Mutter wurde paralysiert und gelähmt. Danach musste Andrei seine bettlägerige Mutter pflegen. Es gab keine Dusche und keine Waschmaschine, schmutzige Wäsche wurde weggeworfen und vom Müll einigermaßen saubere Wäsche besorgt. Als er zwölf Jahre alt war, starb seine Mutter.

Wie es danach weiterging, erzählt er in dem folgenden Video auf russisch, das auf deutsch übersetzt wurde.

Wie kann ich helfen?

Seine jetzige Arbeit unter Behinderten beschreibt folgendes Video:

Es werden Geschenke und Lebensmittelpakete im Wert von 20€ an denen verteilt, die weder Geld noch Perspektive haben!

Wer diese Arbeit unterstützen möchte, kann dies mit Sachspenden oder auch finanziell tun. An Sachspenden wird folgendes gebraucht:

  • Rollstühle 
  • Krücken, Zubehör für Behinderte und Hygieneartikel
  • Pampers für Erwachsene
  • Bettwäsche und gut erhaltene Kleidung

Den Lebensunterhalt bestreitet Andrei im Handel von gebrauchten Gegenständen, u.a.:

  • Elektrogeräte für den Haushalt
  • Radios
  • Elektrische Werkzeuge (Bohrmaschinen, Flex, Sägen, etc.)
  • Unterhaltungselektronik, Handys, Computer

Wer unterstützen möchte, bitte ich mir eine E-Mail zu schreiben:

buscha64(-at-)web.de

Finanzielle Unterstützung bitte an Hoffnungsträger Ost überweisen mit dem Betreff: „Andrei Jigan, Bender“ auf folgendes Konto:

https://ht-ost.com/de/spenden/

 

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