Januar 2024: Winterreise nach Moldawien

3. Januar: Ankunft und Reise nach Cazaclia

Kurz nach Mittag bin ich mit dem Flugzeug aus Frankfurt angekommen! Das Wetter ist mild, es gibt keinen Schnee. 

Die erste Reise nach meinem Sabbatical 2023 war für mich wie ein „Nachhause-Kommen“, so sehr ist mir das Land und die Kultur vertraut! 

Ankunft am Flughafen

Da das Team von Hoffungsträger Ost erst am 4.1. ankommt, nutze ich diesen Tag, um die Jugendbibelschule von Precept Ministries zu besuchen, die für Jugendliche ein „Timotheus-Programm“ anbietet.

Diese Bibelschule ist in Cazaclia im Gagausen-Gebiet! Die Gagausen sind eine Minderheit in Moldau, die eine dem Türkischen ähnliche Sprache spricht.

20 Jugendliche lernen und leben zusammen für eine Woche gemeinsam aus der Bibel in einem Haus mit etwa 3-4 Zimmern, Küche und Bad. In einem Raum schlafen alle Jungs und in dem anderen die Mädchen. 

Dort nahmen auch Kinder ukrainischer Flüchtlinge aus meiner deutschen Heimat teil, die das Programm schon in der Zeit begonnen haben, als sie in der Ukraine lebten.

In der folgenden Nacht wurde ich bei Verwandten der Flüchtlingsfamilie untergebracht, die derzeit bei mir wohnt. Ich durfte dort moldauische Gastfreundschaft genießen und habe nach langer Zeit wieder gut geschlafen!

4. Januar: Das Team kommt an!

Am Morgen bin ich nach Durlesti, der moldauischen Zentrale von Hoffnungsträger gefahren, um mich dem Team anzuschließen, mit dem ich gemeinsam die Päckchen verteilen werde!

Sie starteten bereits am 3.1. aus Deutschland mit den Bussen, und fuhren die ganze Zeit über. Sie waren demnach auch entsprechend übermüdet! 

5.-11.Januar: Verteileinsatz mit Hoffnungsträger Ost

Die folgenden Tage bin ich mit dem Team unterwegs als Mitglied und Volontär.

Hoffnungsträger Ost hat einen eigenen offiziellen Blog, die folgenden Tage beschreibe ich aus meiner Perspektive.

5. Januar: Parcani und Bravicea

Der erste Einsatz führte mich nach Parcani, ein kleines Roma-Dorf, in dem ich u.a. auch vor sieben Monaten Osterpäckchen verteilt habe!

Dort haben wir drei Päckchen aus Groß-Umstadt entdeckt, die bei der Reise angekommen sind und übergeben wurden!

Es war für mich ein Wiedersehen mit lieben Freunden, mit denen ich den Beginn meines Sabbaticals verbrachte.

Kinder freuen sich über die Geschenke

6. Januar: Sofia 

… nicht in der bulgarischen Hauptstadt, sondern einem Dorf im Norden Moldaus mit einer recht langen Autofahrt durch den Nebel! Glücklicherweise musste ich nicht selbst fahren, sondern bin mit dem Bus mitgefahren

Bei den Familienbesuchen fühlte mich – in der Tat! – wie zu Hause! Derzeit lebt eine Familie mit vier Personen in meinem Wohnzimmer, und Probleme gibt es nur durch Meinungen und Ratschlägen, dass das doch nur eine Übergangslösung sein kann.

Aber was, wenn meine Gastfamilie darüber glücklich und zufrieden ist? Ist das nicht erlaubt? Sie sagten, dass sie Zeit ihres Lebens gewöhnt sind, gemeinsam in einem Zimmer zu leben!

Auch in dem Dorf leben die Menschen auf engem Raum, und bisher konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie glücklich sein können, aber in der Tat machten sie auf mich einen glücklichen und zufriedenen Eindruck.

Hierbei wird mein deutsches Anspruchsdenken mächtig in Frage gestellt! Zufriedenheit im Zusammenleben hängt nicht in erster Line von der Größe und Anzahl der Räume ab, sondern ob man miteinander im Frieden lebt. 

7. Januar: Einsätze an der Grenze zu Transnistrien

Heute fuhren wir drei Orte an, die am Westufer des Flusses: Nistru liegen, an dessen Ostufer das  Separatistengebiet: Transnistrien liegt. Diese Region ist besonders arm in Moldau.

Höhepunkt war zweifellos der Mädchenchor in der orthodoxen Kirche in Dubasari Vechi, die direkt am Nistru etwa 12 km entfernt von den russischen Truppen liegt.

Am Abend machte ich mit einem Mitarbeiter aus der Schweiz einen Krankenbesuch:

Bei Sara, einem fröhliches Mädchen, der ich vor sieben Monaten ein Osterpäckchen gebracht hatte, wurde letzten August Krebs festgestellt.

Mittlerweile hat sie Krebs im Endstadium und gilt quasi als aus-therapiert. Dennoch hat sie Appetit und ist relativ fröhlich – aber sie wurde sehr schnell müde!

Eine traurige Realität – mir fehlen die Worte!

8. Januar: Der Winter hat Moldau fest im Griff!

Hatten wir bisher mildes Wetter, so kam über Nacht der Winter! Durch tiefen Schnee fuhren wir an unsere heutigen Einsatzorte in der Nähe von Ungheni im Westen nahe der Grenze zu Rumänien.

Unterwegs mussten wir anschieben und Schneeketten aufziehen und brauchten für eine Strecke von etwa 90 Minuten gut die doppelte Zeit! 

Geduldig warteten die Kinder auf uns, und wir konnten das Programm durchführen sowie die Geschenke verteilen. Aber unser Tagesplan musste entsprechend gekürzt werden

Mit der Kutsche fuhr die Familie zum Weihnachtsprogramm
Weihnachtlicher Marktplatz in Stefan Voda

9. Januar: Stefan Voda

Kalt, aber trocken war er heutige Tag, sodass wir besser vorwärts gekommen sind. Zunächst wurden wir vom Bürgermeister empfangen, davor habe ich noch einen Facebook-Freund getroffen, der aus Stefan Voda kommt, aber wegen der Arbeit meistens in Österreich lebt.

Es war eine Freude, wieder mein Patenkind: Mihaela zu treffen! Ich lernte sie kennen, als sie 6 Jahre alt war, und mittlerweile ist sie bald 12! Es ist für mich eine große Freude, ihre Entwicklung zu sehen!

Auch bei anderen Patenkindern wurde von einer sehr guten Entwicklung berichtet: Hier können wir nachhaltig helfen! 

Weitere Informationen unter: https://ht-ost.com/de/patenschaften/ 

10. Januar: letzter Einsatz in Bumbata und Ungheni

Unser letzter Einsatz führte durch die schöne Winterlandschaft in das Dorf: Bumbata sowie in die nahegelegene Bezirkshauptstadt: Ungheni im Westen Moldaus.

Dort haben wir in einer Schule und in einem Kindergarten Päckchen verteilt und wurden vom Bürgermeister empfangen.

Der Abschluss des Tages bildete das Programm mit anschließender Verteilung der Geschenke in Ungheni.

Orheiul Vechi im Winter

11. Januar: Kulturtag

Nach den Verteilaktionen hatten wir heute einen Kulturtag: 

Für eine Gruppe aus dem Team war ich heute der Touristenguide, der mit der Gruppe zum Höhlenkloster nach Orheiul Vechi gefahren ist, welches heute leider geschlossen hatte.

Dafür waren wir dort fast unter uns und genossen den wunderschönen Ausblick sowie das traditionell moldawische Essen im Restaurant.

Anschließend fuhren wir in die Hauptstadt Chisinau, um dort die weihnachtliche Stimmung zu genießen

Nun hieß es Abschied nehmen von dem Team, das nun die Heimreise angetreten hat, eine wunderbare Zeit mit einem starken Team ging zu Ende! Es ist immer wieder bewegend, die Freude der Kinder beim Empfang der Päckchen zu erleben! Erstaunlicherweise fand ich bei diesem Einsatz verhältnismäßig viele Päckchen aus Groß-Umstadt, die ich mit dem Stadtwappen markiert habe. 

Abschied vom HTO-Team: Eine gesegnete Zeit geht zu Ende!

12.-14. Januar: Einsatz in Bender in Transnistrien

Eingetaucht in eine andere Wirklichkeit!

Mit meinem geliehenen Auto fuhr ich nach der Abreise des Teams erst einmal nach Varnita, quasi ein Vorort von Bender, der aber noch unter Kontrolle der Moldauischen Regierung ist. Danach wurde ich von Andrey, einem einheimiscben Freund abgeholt und nach Bender gebracht, eine größere Stadt, die bereits in dem von Moldau abgespaltenen Transnistrien liegt.

Bereits hinter dem Ortsausgang von Varnita war der Grenzübergang in das Separatistengebiet: „Transnistrische Moldauische Republik“, das sich im Jahre 1992 von der Republik Moldau abgespalten und sich nach der Auflösung der Sowjetunion unabhängig erklärt hat.

Während man in Moldau bemüht ist, sich europäisch zu geben und das Russische immer mehr au der Öffentlichkeit verschwindet, hatte ich den Eindruck,  quasi wieder in der alten Sowjetunion gelandet zu sein. Das Symbol mit Hammer und Sichel ist allgegenwärtig, und man erinnert sich öffentlich an die damalige „große Zeit der UdSSR“. 

Russische und Transnistrische Truppen und Polizei ist allgegenwärtig. Aber ich bewegte mich „unter dem Radar der Mächtigen“ gemeinsam mit Andrey armen und behinderten Menschen zu dienen und Weihnachtspäckchen zu überreichen, die bereits vorher dorthin gebracht wurden. 

Wie vergangenen Sommer unterstützte ich Andrey als Fahrer seines Busses, um seine Frau zu entlasten und fuhr gemeinsam mit ihm Geschenke aus, die zumeist an behinderte Kinder gegeben wurden, die bei ihren Familien wohnten.

Auf diese Weise durfte ich an dieser Arbeit teilhaben, die Andrey eigentlich privat tut. Er hat viele Kontakte zu Familien mit behinderten Kindern, an deren Not er teilhabt und ihr begegnet durch Zuwendung und Geschenke

Am Freitagabend durfte ich an einem Damentournier ehrenhalber teilnehmen, bei dem ich mit Andreys Sohn ein Team gebildet habe. Leider wurden wir gemeinsam Letzter, was aber der Gemeinschaft keinen Abbruch getan hat!

Unter der Haube einer glorifizierten Vergangenheit zeigt sich auch in dieser Region eine triste und hoffnungslose Gegenwart mit niedrigen Löhnen und schwierigen Lebensverhältnissen.

aber einige Menschen vermitteln immer wieder Hoffnung von Jesus Christus, der sich selbst für uns hingegeben hat, und uns auch in den trostlosesten Umständen uns mit Freude und Hoffnung beschenken möchte.

Unter diesen zählt auch Andrey, der einst ein verstoßenes Straßenkind gewesen ist, aber eine feste Hoffnung und Zuversicht ausstrahlt, die er in dem Leben mit Jesus gefunden hat, und auch ausstrahlt.

Die Zeit an diesem Ort ermutigt mich, nicht meine Zeit und Energie in sinnlosen politischen Auseinandersetzungen zu vergeuden, sondern anzupacken nach dem Motto: „Do Something“ – einfach anzupacken und Hoffnung weiterzugeben, in diesem Fall mit Hilfe von Weihnachtsgeschenken!

Mag der materielle Wert eines solchen Geschenkes überschaubar sein, so drückt er doch den oftmals vergessenen Kindern eine Hoffnung aus, dass man an sie denkt, und dass sie nicht vergessen sind!

 

 

In diesem Video wird die Arbeit unter den Behinderten in Bender vorgestellt. Das Video wurde einige Wochen vor meiner Ankunft erstellt, aber einige der Behinderten auf dem Video konnte ich selbst kennenlernen!

Behinderte werden in diesen Regionen kaum unterstützt, weshalb sie für jegliche Zuwendung und Hilfe dankbar sind! Mein Ziel in den Regionen ist, die Herzen der Menschen zu erreichen, und ihnen Hoffnung und die Liebe Gottes zu vermitteln bzw. die zu unterstützen, die es vor Ort tun! Das ist die „beste Medizin“ gegen jegliche Propaganda und politische Ideologie.

Andrey selbst (der Sprecher in dem Video) ist als Straßenkind ohne Hoffnung aufgewachsen und hat die Liebe Gottes erfahren. Das motiviert ihn, diese Liebe an Menschen, die ohne Hoffnung leben, weiterzugeben.

Der gsprochene Text ist russisch, das ich auch nicht verstehe, aber die Bilder sprechen eine deutliche Sprache!

15.-19. Januar: Verschiedene Ausflüge und Besuche

15. Januar: Wellnesstag in Stefan Voda

Gegen Mittag bin ich von Andrey wieder nach Varnita gebracht worden und anschließend nach Stefan Voda gefahren, um mein Patenkind zu besuchen.

Ich war etwas müde nach den Einsätzen und habe in der Salzgrotte von Stefan Voda einen Wellnesstag eingelegt, dabei die Salzgrotte zwei Mal aufgesucht. 

Mihaela, mein Patenkind habe ich vor sechs Jahren als kleines Kind kennengelernt, mittlerweile wird sie schon eine junge Dame und entwickelt sich gut!

Dabei konnte ich mich wieder ein wenig erholen und bin nach einer Übernachtung am Nachmittag wieder nach Durlesti zurückgefahren. 

Dorf Tabara

17. Januar: Ausflug nach Tabara und Ohrincea

Ich bin noch ein wenig angeschlagen und hatte mich am Vormittag in Durlesti etwas erholt. Am Nachmittag bin ich durch die winterliche Landschaft einer Einladung folgend in das Dorf: Tabara gefahren, in dem wir vergangenes Frühjahr Kleidung verteilt haben.

Dort hatte ich eine Familie kennengelernt, dessen Familienvater regelmäßig in Israel arbeitet. Auch jetzt ist er in Israel während viele Touristen wegen dem Krieg Israel meiden, aber sie sind auf das Geld, das er verdient, angewiesen!

Es war schon sehr beeindruckend, in diesem abgelegenen Dorf Kaffee aus Israel angeboten zu bekommen!

Am Abend besuchte ich eine Jugendgruppe in einem Dorf nahe Criuleni: Ohrincea und wurde dort herzlich empfangen! Die mühsame Fahrt auf den teilweise sehr glatten Straßen lohnte sich!

18. Januar: Besuch in Criuleni

Am Donnerstag fuhr ich am Nachmittag noch einmal nach Criuleni, um die Arbeit mit den Jugendlichen aus schwierigen Familienverhältnissen kennenzulernen. Dort ist es Alltag, dass Kinder nicht mit ihren biologischen Eltern leben. In einem Fall heiratete die Mutter ein weiteres Mal, aber der neue Mann nahm ihre Kinder nicht an. So lebte die Mutter in dem einen Haus mit dem neuen Mann und ggf. weiteren Kindern und die Kinder aus den Beziehungen davor gegenüber.

Was die Kinder dabei durchmachen müssen, kann ich mir nur schwer vorstellen! Die Mitarbeiter laden die Kinder, die mittlerweile Jugendliche sind, zu gemeinsamen Treffen und Spieleabende ein. Hierzu werden noch Spiele benötigt!

19. Januar: Hotel National in Chisinau

Am letzten Tag musste ich meinen Leihwagen gegen Mittag am Flughafen abgeben, da mein Flug zu früh am nächsten Morgen gestartet ist, und nachts der Schalter von SIXT nicht auf hat. 

Anschließend besuchte ich das Hotel National in Chisinau, ein ehemaliges Intourist-Hotel der UdSSR, welches seit 2010 verfällt. Einen Teil des Anwesens konnte ich besichtigen.

Wie hier gibt es einige verfallene Orte und „Lost Places“ mitten in der Hauptstadt nahe dem Zentrum, die von einer relativ  (vermeintlich) glorreichen Vergangenheit, aber auch tristen Gegenwart zeugen.

Noch einmal Glückwein auf dem Weihnachtsmarkt in Chisinau

Nun heißt es wieder Abschied nehmen! Es überraschte mich, am 19. Januar noch auf dem Weihnachtsmarkt mit „White Christmas“, etc. beschallt zu werden, nahm aber die Gelegenheit, einen letzten Glühwein der diesmal recht langen „Weihnachts-Saison“ zu nehmen – aber in 10 Monaten ist es ja wieder soweit!

Es folgte der Rückflug am Samstag, den 20. Januar bereits um 6 Uhr morgens, sodass ich bereits am späten Vormittag gut wieder zu Hause in Groß-Umstadt angekommen bin.

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