Moldawien

Geografie, Land und Leute

Moldawien, oder auch: Republik Moldau ist eine kleine ehemalige Sowjetrepublik östlich von Rumänien zwischen den Flüssen: Pruth im Westen und Nistru im Osten. Östlich des Nistrus ist die abtrünnige Republik Transnistrien, die sich in Folge des Unabhängigkeitskrieges Anfang der 90er Jahre von Moldawien abgespalten hat, aber von keinem anderen Staat der Welt anerkannt ist.

Moldawien ist etwa 1,5 mal so groß wie das Bundesland Hessen und hat ca. 2,8 Mio. Einwohner mit sinkender Tendenz, von denen ca. 25%, nämlich 660.000 in der Hauptstadt Chisinau leben – mit steigender Tendenz. Somit ziehen die Menschen vom Land in die Hauptstadt bzw. emigrieren aus Moldawien, da das Land kaum Perspektive bietet.

Zum Leben benötigt man etwa 600€ monatlich, aber verdienen tut man lediglich 200-300€ im Monat. Deshalb wandern viele Menschen ins Ausland, d.h. nach Russland oder EU aus, um dort mehr Geld zu verdienen. Junge Väter und Mütter gehen ins Ausland und lassen ihre Kinder bei den Großeltern in den Dörfern zurück. 

Deshalb ist Moldawien eines der ärmsten Länder in Europa. Zu Zeiten der UdSSR war Moldawien der Obstgarten für die gesamte UdSSR, doch seit der Unabhängigkeit sind die Absatzmärkte im Osten weggebrochen, was zum Zerfall des Landes führte, das von einer reichen Vergangenheit, aber von einer tristen Gegenwart zeugt.

Etwa 80% der Moldawier sprechen rumänisch, die anderen eher russisch bzw. die Sprache ihres Volkes. Rumänisch ist aber die einzige Amtsprache in Moldawien, was von den Minderheiten nur schwer akzeptiert wird, jedoch wird russisch von fast allen Moldawiern verstanden.

Moldawien hat sich 1991 von der UdSSR unabhängig erklärt und fuhr einen rumänisch-nationalistischen Kurs, der zu Protesten und Missstimmung bei den anderen Ethnien und letztendlich zum Bürgerkrieg führte, bei dem sich Transnistrien abgespalten hat. 

Politisch ist das Land zerrissen zwischen dem Einflussbereich der EU mit Rumänien im Westen und Russland im Osten. Die Parteienlandschaft teilt sich in EU-freundliche, rumänisch-nationalistische und Russland-freundliche Parteien auf. Im Land selbst herrscht ein hohes Maß an Korruption.

Das historische Moldawien umfasste einst den östlichen Teil Rumäniens, das dort auch als „Moldova“ bezeichnet wird, aus Teilen der Ukraine sowie der heutigen Republik Moldau. Identifikationsfigur ist der König Stefan cel Mare (Stefan der Große).

Denkmal Stefan Cel Mare in Chisinau

Dort, wo in Zeiten der UdSSR ein Denkmal von Lenin stand, steht nun Stefan Cel Mare, der Ende des 15. Jahrhunderts im historischen Moldawien regierte. Er ist die historische Integrationsfigur der Moldawier, die auch auf jedem Geldschein abgebildet ist.

Weitere Informationen können u.a. in Wikipedia entnommen werden.

Tourismus

Moldawien ist eines der am Wenigsten besuchten und unbekanntesten Länder Europas. Dabei ist die Hauptstadt Chisinau nur 2 Flugstunden von Deutschland entfernt. Direktflüge nach Chisinau gibt es von Frankfurt, Berlin, Dortmund und Memmingen für maximal ca. 130€ je Flugrichtung. Leider hat auch hier die Covid-Krise ordentlich zugeschlagen, sodass derzeit Reisen nur eingeschränkt möglich sind, wie überall auf der Welt auch. Aber ich hoffe, dass das Reisen einmal wieder so unkompliziert möglich sein wird wie vor Corona.

Einfahrt in die Hauptstadt Chisinau

Hauptstadt Chisinau

Das Zentrum Moldawiens ist zweifellos die Hauptstadt Chisinau mit 660.000 Einwohner mit der Prachtstraße die selbstverständlich nach Stefan Cel Mare benannt ist. Dort befindet sich auch das Parlament, der Präsidentenpalast, der zentrale Park mit dem Denkmal von Stefan Cel Mare sowie viele Malls und Geschäfte. 

Zentrum in Chisinau mit Triumpfbogen und orthodoxer Kathedrale der Geburt des Herrn

Das Zentrum ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar. Es fahren Trolleybusse für 2 Lei eine Fahrt, was umgerechnet 10 Euro-Cent sind. 

Außerhalb des Zentrums befinden sich einige interessante jüdische Stätten und Sehenswürdigkeiten, aber leider ist der Verfall an vielen Stellen unübersehbar.

Verfallener Staatszirkus

Gebäude wie der zerfallene Staatszirkus zeugen von einer glorreichen Vergangenheit, als Moldawien eine der reichsten Volksrepubliken war und der heutigen tristen Gegenwart. Dieser Zirkus ist zerfallen und darf nicht mehr betreten werden.

Erinnerung an ein reiches jüdisches Leben

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in den Städten 10-50% Juden, insbesondere Chisinau und Orhei waren Zentren jüdischen Lebens. Durch die Shoah während dem Zweiten Weltkrieg als auch kommunistischer Repressionen verloren Juden ihr Leben oder wanderten nach Israel aus. Es gibt nur noch wenige praktizierende Juden in der Hauptstadt Chisinau. Meist verfallene Friedhöfe und Denkmäler erinnern an die einst reiche jüdische Kultur.

zerfallene große jüdische Synagoge auf dem jüdischen Friedhof in Chisinau
Grabsteine in der Mauer des Jüdischen Friedhofs verbaut
Jüdischer Friedhof
Erinnerung an das Judenpogrom 1903
Erinnerung an das Jüdissche Ghetto 1944

Lost Places

Moldawien hat keine Lost Places, es ist ein Lost Place, deshalb auch die Initiative 22.Juni, mit dem Ziel, die Steine wieder zum Leben zu erwecken. Sie zeugen von einer glorreichen Vergangenheit, aber tristen Gegenwart. Viele Sehenswürdigkeiten stehen verlassen da und auch manche Gebäude sind komplett verlassen, teilweise erst in jüngster Zeit.

Verlassenes Sanatorium in Stefan Voda

Weinland Moldawien

Moldawien hat aber auch seine schönen Seiten! So versorgte einst Moldawien die UdSSR mit Wein, und hat auch heute sehr erlesene, aber auch günstige Weine.

In Cricova ca. 30km von der Hauptstadt Chisinau entfernt befindet sich einer der größten Weinkeller der Welt mit insgesamt 120 km Länge! Es werden Führungen in diese Keller inkl. Weinprobe angeboten.

Dort haben viele berühmte Persönlichkeiten und Weltpolitiker wie Angela Merkel, Wladimir Putin und viele andere ihren persönlichen Weinvorrat.

Weinkeller in Cricova

Orhei Vechi

mit den Schluchten und hohen Felsen ist der moldawische Touristenort schlechthin! Dort befindet sich auch das traditionelle Dort: Bututeci, in dem traditionelle moldawische Küche biologisch angebaut zubereitet und angeboten wird.

Auf dem Felsen beim Kloster von Orhei Vechi (Alt-Orhei)

Ein eindrückliches Bild von Orhei Vechi ist auf dem Musik-Video der in Moldawien sehr bekannten Künstler: Valentin Uzun mit seiner Tochter Amelia, dem Kinderstar in Moldawien schlechthin.

Lehnt Euch zurück und genießt die herrliche Landschaft und die wunderschöne Musik von Vater und Tochter!

Essen und Trinken

Systemgastronomie, Placinte

In der Hauptstadt ist das Bild von der Systemgastronomie geprägt: Überall „Andy’s Pizza“ mit für Westeuropäer sehr günstigen, aber für Moldawier unerschwinglichen Preisen. Die Portionen sind kleiner als in deutschen Restaurants, aber man wird für 10€ schon richtig satt!

Placinte im Supermarkt, aber sie gibt es an jeder Ecke

Das Nationalgericht scheinen „Placinte“ zu sein, ein Blätterteig, der mit Quark, Äpfeln oder Kirschen, aber auch herzhaft mit Frischkäse, Kartoffeln oder Kraut gefüllt ist.

Traditionelles Moldawisches Essen

… findet man entweder im traditionellen Ableger von Andy’s Pizza: „La Placinte“, in einigen urigen und traditionellen Restaurants im ganzen Land, und am Ehesten wenn man privat eingeladen wird.

Traditonelles Festessen ist Mamaliga (Polenta) mit frischem Quark, Knoblauch und gebratenem Fleisch. An Werktagen reicht Mamaliga mit frischem Quark und saure Sahne. 

Traditionell Moldawisches Festessen an Feiertagen

Moldawier essen auch sehr gerne Suppe. Ein Essen ohne Suppe am Anfang ist eigentlich nicht vorstellbar. Gegessen wird in der Regel verschiedene Arten von Borschtsch oder auch Hühnersuppe.

Es muss also nicht immer Andy’s Pizza sein, aber zugegebenermaßen wird in Moldawien sehr oft Pizza gegessen, weil sie eben schmeckt!

Moldawische Gastfreundschaft

Weihnachtsessen in einer Kirche von Sintis

Irritiert sind westliche Besucher, wenn sie die reich gedeckten Tische in Moldawien bei den Leuten sehen! Ist denn Moldawien nicht ein armes Land? Wo kommt denn so viel Essen her?

Aber man muss genau hinschauen! Vieles ist bunt und verziert, was einen reicheren Eindruck macht als es tatsächlich ist. Dann ist der Gast in den Augen der Gastgeber so wertvoll, dass man alles auf den Tisch stellt, was man hat. Was der Gast dann übrig lässt, essen später dann die Gastgeber.

Auffällig ist in vielen Häusern, dass die Gäste alleine essen oder allenfalls mit dem Hausherrn, aber selten mit der kompletten Familie. Also empfiehlt es sich den Spruch: „Macht den Teller leer, sonst gibt es kein schönes Wetter“ besser zu Hause zu lassen und einiges vom Buffet zurückzulassen und sich nicht knüppeldick satt zu essen.

Andererseits: Wenn man zu wenig isst, haben die Gastgeber das Gefühl, dass es den Gästen nicht schmeckt, aber isst man zu viel, dann bleibt später weniger den Gastgebern übrig.

Ich habe eine Geschichte gehört von einem Moldawier, der Gäste erwartete, aber kaum etwas im Haus hatte, aber auch kaum Geld. Er ging auf dem Markt und holte sich das Essen für den Gast auf Pump und sagte dem Händler, er zahle später. 

Also wäre es immer gut, wenn man irgendwo eingeladen ist, dass man ein Gastgeschenk mitbringt, das mindestens dem Wert von dem entspricht, was man verzehrt. ich gebe zu: Wenn ich in Moldawien bin, nehme ich in der Regel ab, nicht, weil es mir nicht schmeckt, sondern weil ich die überragende Gastfreundschaft, aber auch die Armut der Menschen kenne.

Traditioneller Tisch auf dem Land mit selbstgemachten Placinte und Kompott

Armut in Moldawien

… ist herzzerreissend!

Ganze Familien wohnen in solchen Häusern, in denen es aus allen Ecken und Enden im Winter zieht, wo ordentlich geheizt werden muss, um es einigermaßen darin aushalten zu können. Die Gehälter, und insbesondere die Renten sind sehr niedrig und decken keineswegs den Lebensunterhalt ab, weshalb auch viele junge Leute emigrieren. 

Soziale Hilfswerke unterstützen die arme Bevölkerung durch Lebensmittelspenden, Suppenküchen für die Ärmsten, Kauf von Holz für arme Witwen im Herbst, aber auch durch Projekte zur Hilfe zur Selbsthilfe. An Weihnachten werden Pakete nach einer Packliste im deutschsprachigen Raum gepackt, gesammelt und nach Moldawien und in die Ukraine gebracht, diese werden zum orthodoxen Weihnachtsfest Anfang Januar eines jeden Jahres Kindern armer Familien sowie Waisenkindern in Kinderheimen verteilt, verbunden mit einer Weihnachtsfeier. Leider mussten die Weihnachtsfeiern Anfang 2021 wegen der Corona-Krise ausfallen, sodass die Pakete den Kindern direkt an die Häuser gebracht wurden.

Wenn Sie Moldawien wirklich helfen und diese Projekte unterstützen möchten, dem empfehle ich, die Arbeit von Hoffnungsträger Ost e.V. zu unterstützen.

Auf dieser Seite werden immer wieder konkrete Projekte vorgestellt, die Sie zeitnah unterstützen können. Mir ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass Ihre Spenden ihr Ziel erreichen, und dies auch zu dokumentieren.

Kinder suchen Kartoffeln, die so groß sind wie Murmeln

Video (Oktober 2020)

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